von Tony Menzel
Plattform: PS3, XBox360, PC
Release: 2013
Entwickler: Visceral Games
Publisher: Electronic Arts
Die Dead Space Reihe startete an einem Punkt, als viele alte Horror-Reihen bereits ins Action-Genre gewechselt sind oder einfach an Qualität verloren haben. Echte Survival Horror Spiele dieser Konsolen-Generation kann man an einer Hand mit abgetrennten Fingern abzählen. Da kam der Sci-Fi Horror von EA zum besten Zeitpunkt und lieferte eine düstere Atmosphäre gepaart mit vielen Jumpscares. Schon beim Nachfolger bemängelten dann viele einen zu großen Action-Anteil, für mich zählte er immer noch zu einem der gruseligsten Spielen.
Fast alles beim Alten
Aber wie viel davon finden wir noch im dritten Teil? Nicht viel um ehrlich zu sein. Aus Horror ist Hektik geworden, Jumpscares gibt es nur noch wenige, aber zumindest die starke Atmosphäre kann noch immer mit den Vorgängern mithalten. Aber lasst uns nicht zu schnell vorstürmen, wie ein hyperaktiver Necromorph (oder wie jeder Necromorph).
Dead Space 3 setzt die Geschichte von Isaac Clarke fort, der sich, eher unfreiwillig, auf die Suche nach dem Ursprungs-Marker begibt. Auch Elli ist wieder dabei, ihr aktueller Lover und eine Reihe neuer Charaktere, u.a. der mögliche Co-op Partner Carver. Nach einem kurzen Intro auf dem Eisplaneten, starten wir im Apartment des einsamen Helden, als Männer durch seine Tür stürmen, die Isaacs Hilfe fordern. Kurz darauf wird die Stadt angegriffen und während wir unter vielen Schusswechseln in Sicherheit stürmen, lernen wir die grundlegende Steuerung kennen.
Die hat sich kaum verändert, fühlt sich sogar noch ein bisschen besser an, als beim Vorgänger. Isaac kann sich nun mit einem Druck auf R3 hinter Deckungen ducken, unbedingt notwendig ist das aber eher selten und auch nur im Kampf gegen menschliche Gegner. Mit einem Doppelklick auf L2 (Playstation Controller) macht er eine rollende Ausweichbewegung nach vorne, die ebenfalls nur selten benötigt wird. Spieler der Vorgänger werden sich nach 3 Sekunden wieder heimisch fühlen, denn ansonsten ist alles beim Alten.
Mehr Abwechslung und Nebenaufgaben
Nach einigen kurzen Ereignissen gelingt uns die Flucht in den Weltraum, wo wir etwa 1/3 des Spieles damit verbringen, uns auf einer Raumstation herumzutreiben, durch den Weltraum zu fliegen und in einem Shuttle von Ort zu Ort gelangen. Auch eine Nebenaufgabe, eine weitere Neuerung von Dead Space 3, können wir hier bereits annehmen. Gerade die Abschnitte im Weltraum sind sehr schön gestaltet und auch die Nebenaufgabe verspricht viel Spannung. Auf Wunsch kann man hier einige Zeit verbringen, das Problem ist aber, dass sich die meisten wohl lieber auf den Eisplaneten wünschen werden (wogegen man sich später eher eine Rückkehr in den Weltraum wünscht).
Hatte man auf den Raumstationen noch zu viel vom Alten, wird man auf dem Eisplaneten mit einigen Neuerungen überrascht. So hat Isaac anfangs noch nicht die Möglichkeit in der Kälte zu bleiben, was uns dazu zwingt, verschiedene Wärmequellen zu suchen und ins Innere kleiner Hütten zu flüchten. Allein aus diesem Ansatz und den etwas weitläufigeren Gebieten auf dem Planeten, hätte man ein großartiges Survival Spiel entwickeln können (mehr zu dieser Idee findet ihr
HIER).
Stattdessen geht es aber bald weiter und die Geschichte führt uns von Setting zu Setting, wie man es gewohnt ist. Dieses mal aber mit mehr Abwechslung.
Viele Waffen für viele Gegner
Die Kämpfe gegen die Alien-Zombies haben sehr an Grusel verloren und sind eigentlich nur noch hektisch. Dass Dead Space 3 hier ständig versucht, weiter als Horrorspiel durchzugehen, indem alle 2 Sekunden ein Monster aus der Wand springt, hat mich wohl am meisten genervt. In den Kämpfen versuchen wir weiterhin, den Gegner ihre Gliedmaßen zu nehmen und sie dann damit anzugreifen. Wird es einmal zu viel, setzt man Stase ein, um die Kontrahenten zu verlangsamen. Die Kämpfe fühlen sich gut an, wenn man nur nicht ständig zwei neue Necromorphs im Rücken hätte, während man noch mit den 6 vor einem beschäftigt ist. Die Kämpfe gegen Menschen sind überraschenderweise überhaupt nicht störend sondern vielmehr eine willkommene Abwechslung. Noch interessanter wird es, wenn die menschlichen Gegner gleichzeitig von Necromorphs angegriffen werden und man am Ende der gewinnenden Partei alleine gegenübersteht, außer man schafft es, dass sie sich gegenseitig erledigen.
Variantenreich werden die Kämpfe durch die vielen verschiedenen Waffen, die man in den, nun viel häufiger vorkommenden, Werkbänken craften kann. Statt einer Währung sammeln wir nun Loot von den Gegner, verschiedene Materialien, aus denen wir neue Waffen oder Items zusammenschustern können. Das ist recht komplex und macht vor allem dann Spaß, wenn man kleine Suchbots losschickt, um Materialien zu sammeln.
Einer der größten Aufreger bei Dead Space 3 war der Einsatz von Universalmunition. Statt uns für jede Waffe andere Geschosse zu geben, werden nun alle mit den gleichen Magazinen geladen. Das wirkt anfangs zwar störend und spricht komplett gegen das Konzept eines Horrorspiels, wird uns aber bald nicht mehr stören. Ganz im Gegenteil, es zeigt sich sogar ein großer Vorteil: ähnlich wie bei Resident Evil, hinterließen auch die Gegner bei Dead Space 1 und 2 immer die jeweilige Munition zu der Waffe, die wir gerade in den Händen hielten. Das zwingt den Spieler aber dazu, bei einer bestimmten Art von Schießeisen zu bleiben, statt seine Auswahl zu variieren.
Etwas Abwechslung bekommen wir auch in den kleinen Minispielen und Rätseln hier und da. Zwar sind die eher kurz und es gibt nicht viele davon, aber heutzutage (und ich schäme mich, das zu sagen) ist das schon besser als gar nichts.
Schöne Welt mit hässlichen Menschen
Technisch sieht das Spiel keinesfalls schlecht aus. Vor allem der Blick auf das weite und schöne Weltall fühlt sich an, wie ein Spaziergang an einem schönen Frühlingstag und es zieht uns zwangsläufig nach draußen. Die Innenräume sind eher durchschnittlich, nicht wirklich beeindruckend, werden aber meist durch das Spiel von Licht und Schatten "gerettet". Die Charaktermodelle kann man dagegen leider nicht retten. Die sehen eher unschön aus und die erste Begegnung mit Elli wird durch ihre aufgepumpte Oberweite erschreckender als jeder Necromorph. Gut, dass ein Teil der Besatzung sowieso lieber Helme trägt. Spaß beiseite, die Modelle sind keine Katastrophe, fallen aber doch negativ auf und erscheinen manchmal etwas plastisch. Isaac selbst wirkt mit seinen dunklen Augenrändern und 10-Tage-Bart angenehm heruntergekommen, obwohl man meinen könnte, dass seine Haare an den Kopf geklebt sind. Wie gesagt: Gott sei Dank gibt es ja Helme.
Stimmen vs. Stimmung
Bisher habe ich Dead Space übrigens immer mit deutschen Synchronstimmen gespielt. Gerade im ersten Teil war das vollkommen in Ordnung, da Isaac sowieso noch schweigsam und gesichtslos war. Im zweiten Teil versuchte man dann, einen etwas unsympatischen Badass aus ihm zu machen, was sich auch auf Teil 3 überträgt. Als ich dann in der Mitte des Spieles auf die englische Synchro umstieg, wurde er wie durch Zauberhand 100 mal sympatischer. Schlecht sind die deutschen Stimmen trotzdem nicht. Es liegt bei euch, was ihr bevorzugt.
Die Soundeffekte im Spiel wurden größtenteils aus den Vorgängern übernommen, könnten aber mal überarbeitet werden. Das Zertreten von Leichen klingt viel zu nass, Schläge in den Schnee viel zu dumpf. Besser ist es z.B. bei großen Türen die sich krächzend und quietschend öffnen, als würden sie nur noch aus Rost bestehen. Das kommt aber nur 1-2 mal vor.
Du bist nicht allein...
Noch kurz einige Worte zum Co-Op. Wie schon gesagt übernimmt der zweite Spieler dort die Rolle des Carver und erlebt mehr von dessen Geschichte. Die zweite Figur kann an jedem Checkpoint ins Spiel einsteigen. Einige Aufgaben sind dann auf zwei Spieler ausgelegt, die Kämpfe wurden aber nicht (oder kaum?) verändern und sind dadurch zu zweit etwas weniger hektisch. Wirklich interessant wird es, wenn Carver plötzlich Dinge sieht und hört, von denen Isaac nichts mitbekommt. Wiederum kann Isaac private Gespräche über Funk führen, von denen Carver nichts hört. Das Konzept ist sehr gelungen und sollte in einem möglichen Nachfolger auf jeden Fall ausgebaut werden. Einziger Nachteil für Solo-Spieler ist, dass sie Carver kaum kennen lernen und einige seiner Aussagen gegen Ende des Spieles nicht wirklich verstehen.
Etwas albern und auch altmodisch wirkt es übrigens auch, auf welch kreative Arten man immer wieder von der Gruppe getrennt wird, damit man auch keine einzige Sekunde mit den anderen unterwegs ist.
Fazit: Dead Space 3 ist ein Spiel mit einer Menge Potential, das es mal erfüllt, an anderen Stellen dann wieder nicht. Es mangelt zwar an erinnerungswürdigen Momenten, aber dafür bekommen wir eine viel größere Abwechslung in den Umgebungen. Für den vierten Teil müssen die Entwickler endlich einen Schritt weiterdenken und vor allem auch darüber nachdenken, Isaac Clarke in den Ruhestand zu schicken. Wie soll man sich als Spieler noch gruseln, wenn die eigene Spielfigur inzwischen zum gewohnten Alienjäger geworden ist? Dafür, dass sich das Spiel am Ende sehr episch präsentiert, hat im Verlauf der Geschichte leider auch ein gewissen "Finalgefühl" gefehlt.