Dienstag, 8. Mai 2012

Spielehelden: Vorgegeben oder Selbsterstellt?

von Tony Menzel

Helden in Videospielen können vielfältig sein. Okay so vielfältig auch wieder nicht. Oft sind es mehr oder minder muskelbepackte Supersoldaten, obwohl man glauben mag, dass dieses Klischee längst
überholt sei. Dann gibt es aber noch die anderen Spiele, in denen man sich selbst seinen Helden erstellen kann, ihm einen Namen gibt und manchmal auch eine Stimme.
Zusammen mit Jan (ihr kennt ihn vielleicht aus dem Prince of Persia Podcast) habe ich mal eine kleine Diskussion über dieses Thema geführt.

Tony:
Ich mag es, feste Helden in Spielen zu haben. Einen Solid Snake,
einen Nathan Drake oder, da ich gerade Arkham Asylum nachhole, auch einen Batman. Wenn ich die Wahl habe, möchte ich immer genau das, was die Entwickler sich vorgestellt haben. Ich glaube z.B., dass Halo heute nicht ganz so bekannt wäre, wenn nicht jeder vom Master Chief reden würde, sondern von irgendeinem namenlosen Soldaten.

Jan:
Ich finde feste Helden auch toll, z.B einen Raziel wie in Soul Reaver, der unter anderem so interessant, weil er ein Antiheld wider Willen war. Wenn ich aber die Wahl habe, erstelle ich mir aber gerne auch eine eigene Figur und ändere sie solange, bis mir das Ergebnis gefällt.

Tony:
Okay in einem Spiel wie Fallout oder Skyrim, wo der Charakter eh sprachlos ist, passe ich das Aussehen natürlich auch an. In der Regel vermisse ich dann trotzdem so etwas wie einen festen Helden, über den man sprechen und den man bewundern kann. Eine Ausnahme bilden da natürlich MMORPGs wo viele Charaktere durch die gleiche Welt streifen, aber selbst dort ähnelt meine Figur in der Regel meinem eigenen Aussehen

Jan:
Meine Figuren gestalte ich komplett anders. Vor allem mag ich es, ihnen Masken zu geben. Wenn ich spiele, will ich auch eine außergewöhnliche Figur spielen und niemanden, der so aussieht wie ich. Außerdem nehme ich oft Frauen, da Frauen in Rüstungen viel cooler sind als der ewige Klischee-Soldat.

Tony:
Manchmal bin ich ja auch versucht, mir einen ganz außergewöhnlichen Charakter mit verrückter Frisur und coolen irrem Gesicht zu basteln, aber dann denke ich immer, wie es in 20 Stunden sein wird, schließlich sind diese Rollenspiele in der Regel verdammt lang. Also baue ich mir dann doch lieber einen Helden, der mir durchweg gefällt und nicht zu "krass" aussieht. Frauen erstelle ich mir ehrlich gesagt nie.

Jan:
Vielleicht liegt es daran, dass ein Spiel für mich wie ein Buch oder ein Film ist, also will ich auch einen außergewöhnlichen Helden/Heldin spielen und keine 08/15 Gestalt, die man schon tausendmal gesehen hat.

Tony:
Genauso sehe ich Spiele ja auch, gerade deswegen bevorzuge ich feste Helden. Mir fällt oft auf, dass alle Mass Effect Fans davon reden, was Shepard auf seinem letzten Abenteuer gemacht hat, dabei hat in Wirklichkeit jeder einen komplett anderen Shepard. Gerade Mass Effect ist für mich das beste Beispiel, das hier ein fester Held besser gepasst hätte. Deswegen sieht mein Standard "John Shepard" auch seit dem ersten Teil genauso aus wie in den Werbungen und auf den Covern, weil ich glaube, dass Bioware sich etwas dabei gedacht hat. Im Gegensatz zu anderen RPGs ist Shepard schließlich kein namenloser Typ für den man Antwortmöglichkeiten wählt sondern hat eine eigene Stimme und einen eigenen Charakter. Ich wüsste nicht warum ich ihm dann ein anderes Gesicht geben sollte.

Für mich sind feste Helden jedenfalls extrem wichtig, da sie oft den Mittelpunkt eines Spiels darstellen. Dafür braucht der Held aber natürlich auch einen ausgearbeiteten Charakter mit Ecken und Kanten. Manche Spiele sind natürlich darauf ausgelegt, dass jede Entscheidung von mir selbst getroffen wird und die Entwicklung der Figur wird ebenfalls mir überlassen. In diesem Fall ist es nur sinnvoll, sich einen Alter Ego zu erstellen, ganz nach der eigenen Fantasie. Das ist dann aber kein cooler/witziger/starker/düster/etc... Held von dem ich noch ewig sprechen werde. Das bin dann ich.

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