Dienstag, 8. Januar 2013

Tomb Raider (Reboot) - Hoffentlicht ein Flop



von Tony Menzel

Im Jahr 1996 veröffentlichte Eidos Interactive auf PC, Saturn und Playstation den ersten Teil einer Reihe die noch große Wellen schlagen sollte. Entwickler Core Design erschuf mit Lara Croft eine Art weibliches Pendant zum Kinohelden Indiana Jones. Sie war cool, taff und stark. Als eines der ersten Spiele bot Tomb Raider eine "große" 3D Welt in der man springen, klettern und schießen konnte und natürlich auch musste.
Bis heute kennen wir Tomb Raider für tödliche Sprünge und knackige Rätsel, an denen man teils wochenlang sitzen konnte. Dafür konnte die Reihe nie wirklich erzählerische Tiefe vorweisen. Lara Croft wurde zwar zur Ikone, war aber, zumindest Anfangs, relativ austauschbar.

Alter Name, neues Spiel

Mit dem, bald erscheinenden, Reboot "Tomb Raider" soll sich das allerdings ändern. Lara Croft wird menschlicher, greifbarer, verletzlicher. Das Spiel soll zeigen, wie sie zu der Frau geworden ist, als die wir sie kennen gelernt haben.
Der Ansatz, dem Franchise nun auch eine emotionale und mitreißende Story zu geben ist mehr als löblich. Jedoch bin ich seit dem zweiten Teil ein großer Fan der Reihe und kann nicht von mir behaupten, jemals nach einer tieferen Story gesucht zu haben. Ähnlich wie Samus Aran (Metroid) ist Lara Croft einfach nur eine Abbildung des Spielers auf dem Bildschirm und wenn ich mich recht erinnere versuchte man auch mehr oder weniger erfolglos, aus Samus Aran in Metroid Other M eine emotionalere Figur zu machen.
Wie auch immer, die bisher gezeigten Story-Abschnitte des Tomb Raider Reboots sehen sehr vielversprechend aus. Hinzu kommt, dass Lara auch schon in vorherigen Teilen stärker beleuchtet wurde, vor allem mit Abschnitten aus ihrer Kindheit in Tomb Raider The Last Revelation und Die Chronik. Es ist den Entwicklern, inzwischen übrigens Crystal Dynamics, also keinesfalls vorzuwerfen, dass sie versuchen, mehr aus dem Charakter zu machen.

Hach ja Crystal Dynamics. Die Entwickler haben bei mir vor allem durch die, erzählerisch und spielerisch geniale, Legacy of Kain (Soul Reaver) Reihe einen Platz in meinem Herzen. Die Ironie hierbei liegt allerdings darin, dass die Schreiberin der Vampir-Reihe, Amy Henning, inzwischen nicht mehr bei Crystal Dynamics arbeitet sonderrrrrrn...genau für Uncharted! Schade für Tomb Raider, gut für Naughty Dog.
Dabei ist es doch gerade die Uncharted Reihe die sich stark an Tomb Raider orientiert, was nun eher andersherum der Fall ist. Man will filmischer, actionreicher, gescripteter werden. Bei Uncharted funktioniert das super, aber gerade beim letzten Tomb Raider Teil "Underworld" sind eben jene Sequenzen, bei denen man versuchte ein Stück vom Uncharted-Kuchen abzubekommen, die Schwächsten.

Re-poop

Es ist wohl kein Geheimnis, dass ich spätestens seit der E3 immer größere Zweifel am Reboot habe. Statt diese zu beseitigen, werden sie sogar immer weiter gefüttert, mit Infos, die kein Tomb Raider Fan hören will.
Keine Frage, als angekündigt wurde, man würde ein Open World Tomb Raider mit Survival Aspekten auf einer Insel entwickeln, waren wir alle aus dem Häuschen. Die Idee klang einfach großartig. Aus der Open World sind inzwischen "Exploration Areas" geworden, also abgegrenzte Abschnitte, in denen man sich frei bewegen kann, vielleicht vergleichbar mit Metal Gear Solid 3: Snake Eater.

Die verletzliche, schwache Lara bleibt zwar, tötet aber in den gezeigten Szenen schon überraschend viele Gegner. Krach, Bumm, Explosionen müssen natürlich auch sein. Irgendwie genau das Gegenteil, von dem, was ich erhofft hatte.
Eine Vorschau des PC Gamer Redakteurs Rick McCormick schürt die Ängste noch mehr. Ihm zufolge besteht ein großer Teil des Spielgeschehens daraus, den linken Stick nach vorne zu drücken und zu beobachten was auf dem Bildschirm passiert. Klingt spannend, oder?
Der gezeigte Anteil an Deckungs-Shooter-Sequenzen übertrifft bisher außerdem den von Rätselabschnitten oder wenigstens etwas, das dem Nahe kommen würde. Ohje, ohje.

Die Todsünde - Kein Schwimmen

Am schockierendsten war allerdings die Meldung, dass man nicht die Möglichkeit haben wird zu Schwimmen. KEIN SCHWIMMEN in einem Tomb Raider! Allein die Tatsache, dass man nicht Tauchen kann grenzt schon an eine Sünde, aber, dass nicht mal ein bisschen Planschen an der Wasseroberfläche möglich sein wird, ist wie ein Schlag unter die Gürtellinie. Wer die Schwere dieses "Vergehens" nicht ausmachen kann, sollte dringend mal einen Blick auf die bisherigen Teile der Reihe werfen. Keiner der Laras Haus besucht hat kann mir erzählen, dass er nicht sofort freudig in den Pool des Hauses gesprungen ist.
Im direkten Vorgänger "Underworld" war die Unterwasserwelt sogar das Hauptelement.

Ein Tomb Raider das auf einer Insel spielt und das Schwimmen verbietet, ist wie ein Tomb Raider, das in den Bergen spielt und keine Kletterelemente hat.
Der finale Schlag kam dann durch den kürzlich angekündigten Multiplayer, mit diversen Modi für ein längeres Spielerlebnis. Ich habe nichts gegen Mulitplayer Modi per se. Man könnte sogar sagen, dass der in Uncharted komplett überflüssig ist, aber trotzdem hat ich meinen Spaß darin. Uncharted ist allerdings auch zu 70% ein 3rd Person Shooter.
Ein Spiel in dem es darum gehen soll, mit einer schwachen, verletzten Frau auf einer gefährlichen Insel zu überleben, widerspricht dem Konzept eines Multiplayers allerdings komplett. Sogar noch mehr als bei Dead Space.

Hoffentlich ein Flop!

Denkt nicht, dass es mir Spaß macht, den schwarzen Peter an die Wand zu malen. Ich versuche so positiv wie möglich zu bleiben, habe aber gleichzeitig Angst, dass eins meiner liebsten Kindheits-Franchises zerstört wird. Denn eins steht fest: sollte das Tomb Raider Reboot Erfolg haben, wird es wohl nie wieder zur alten Formel zurückkehren.

2 Kommentare:

  1. Mensch Tony da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich glaub selbst auch nicht mehr an ein gutes Tomb Raider...

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    1. Ich denke mit vielen Rätseln werden wir wohl nicht rechnen dürfen. Eigentlich möchte ich ja hoffen, dass es ein Flop wird, damit die Reihe nicht für immer in diese Richtung weiter geht, andererseits könnte das aber auch das Ende des Franchises, zumindest für ein paar Jahre bedeuten (was vielleicht gar nicht so schlecht wäre...)
      Naja wobei, Angel of Darkness war auch ein Reinfall und man hat sich davon erholt.

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